Warum liest du?

Durch Petra (Philea’s Blog) bin ich auf Tobi und sein Blog Lesestunden aufmerksam geworden. Tobi stellt unter der Überschrift Warum liest du eine Reihe von Fragen, die ich sehr interessant finde. Es geht hier in letzter Zeit sehr oft um Fragen und Antworten. Diese Form finde ich gerade viel spannender als Monologe.

Warum liest du?

Ah, die schwierigste Frage von allen! Kurz, weil’s Spaß macht. Wie sonst kann ein weichsohliger Angsthase Abenteuer erleben, Kriminalfälle lösen und Weltreisen unternehmen? Von Zeitreisen ganz zu schweigen. In erster Linie lese ich zur Unterhaltung und um einer machmal langweiligen oder problematischen Wirklichkeit zu entfliehen, wenigstens für ein kurze Zeit. Die wirklich guten Bücher, die, die einen bleibenden Eindruck auf mich machen, bringen mich aber oft durch die Hintertür wieder in die wirkliche Welt zurück. Sie ermöglichen mir ein tieferes Verständnis für die Welt, die Menschen und mich selbst.

Was liest du? Welche Genres bevorzugst du? Liest du auch Klassiker? Welche Autoren favorisierst du? Oder hast du keine bevorzugten Autoren?

Ich liebe Klassiker und habe sie auch schon gelesen, bevor ich für LibriVox auf der Suche nach immer neuem Vorlesestoff war. Die zeitgenössische Bücher in meinem Bücherregal sind meistens Krimis (siehe Häkelkrimis) oder Fantasy. Wobei mir auffällt, das ich kaum je über moderne Fantasy schreibe. Dass ich auch bei den Klassikern einen Hang zur Phantastik habe, hat man wahrscheinlich schon bemerkt.
Wenn mir ein Buch von einem Autor gut gefallen hat, bin ich immer neugierig auf das, was er sonst noch geschrieben hat und lese, wenn ich vor der Wahl stehe, lieber noch ein Buch von einem Autor, den ich schon kenne, als eins von einem unbekannten Autor. Unter den Autoren, die ich mag, gibt es natürlich einige, die mich selten oder kaum enttäuscht habe, und solche, die mich nur mit einem oder zwei Büchern begeistern konnte. Eine Liste wäre aber einfach zu lang für diesen Beitrag.

Wo liest du überall? Nur Zuhause, nur in der S-Bahn, überall, …?

Überall. Tatsächlich lese ich kaum noch, ich höre lieber, lasse mir das meiste von Computerstimme vorlesen. In Büchern tauchen immer mal Figuren auf, die ständig lesen, auch beim Gehen. Ich habe diese Figuren immer sehr um diese Fähigkeit beneidet, aber ich kenne niemanden, der das wirklich kann und würde auch eher davon abraten. Die Unfallgefahr ist einfach zu groß. Mit den Knöpfen in den Ohren kann ich endlich auch im Gehen lesen.
Dazu kommt, dass ich beim wirklichen Buchstabenlesen meistens schnell müde werde und oft nach ein paar Seiten einschlafe. Also lese ich hauptsächlich mit den Ohren, während ich alle möglichen anderen Dinge mache, die zwar die Augen und die Hände beschäftigen, aber den Kopf frei lassen.

Liest du viel oder wenig? Wie viel Zeit verbringst du in der Woche mit Lesen? Wie viele Bücher liest du im Schnitt pro Monat/Jahr? Machst du auch längere Lesepausen? Liest du schnell oder langsam? Wie viele Seiten liest du ungefähr in einer Stunde?

Ich lese ziemlich viel. Dadurch, dass ich mehr höre als lesen kommen an bestimmten Tagen schon auch mal 8 oder mehr Stunden zusammen, in einer Woche können es gut und gerne 20 bis 30 Stunden sein, 8.000 bis 9.000 Wörter pro Stunde. Wie viele Seiten wären das? Käme auf das Buch an.
Lesepausen mache ich gar nicht. Schrecklicher Zustand, nichts zu lesen zu haben! Besonders schlimm ist es immer dann, wenn ich ein besonders gutes Buch am frühen Abend ausgelesen habe. Ich würde dann gerne noch länger in dem Buch verweilen, mag mich noch nicht von den Charakteren trennen und kann nicht einfach zu einem neuen Buch greifen. Am liebsten würde ich dann das Buch nochmal von vorne lesen, aber so kurz nach der ersten Lektüre geht das einfach nicht.

Wie viele Bücher liest du in der Regel gleichzeitig?

Eins für die Ohren, eins für die Augen und eventuell noch eins als DPL (Probehörer bei LibriVox oder Legamus!).

Welche Formate bevorzugst du? Taschenbücher, gebundene Bücher, broschierte Bücher, Prunkausgaben? Legst du Wert auf eine hochwertige Verarbeitung deiner Bücher? Spielt die Optik des Buches eine Rolle für dich? Liest du auch Ebooks? Wenn ja wie oft und welche Bücher?

Es ist ein schönes Gefühl, ein gut gemachtes gebundenes Buch in den Händen zu halten, darin zu blättern, das ausgewogenen Satzbild zu bewundern. Aber beim Lesen spielt das für mich kaum eine Rolle. Von der Freude am Buch macht die Freude am materiellen Textträger gerade mal 5% aus. Ich kaufe eigentlich nur dann gebundene Bücher, wenn ich nicht warten mag, bis das eBook oder das Taschenbuch erscheint. Ich habe mir aber auch schon neben der gebundenen Ausgabe auch das eBook gekauft, damit ich es mir vorlesen lassen kann. Das geht nur mit eBooks. Die Optik der eBooks spielt aber auch eine große Rolle, wenn ich sie denn mit den Augen lesen. Manchmal formatiere ich die Bücher sogar um, wenn mich die Aufmachung stört. Und ich mache ja auch selbst eBooks. Die verziere ich gerne mit Schmuckleisten und Vignetten, wie man es im 19ten Jahrhundert oft gemacht hat.

Wo versorgst du dich mit neuen Büchern? Beim Buchhändler ums Eck? In der Bibliothek? Aus dem Bücherbus? Kaufst du auch gebrauchte Bücher? Wie viel bist du bereit für ein gutes Buch auszugeben?

Die eBooks kommen aus dem Netz. Zum Buchhändler ums Eck habe ich ein etwas gestörtes Verhältnis (https://hokuspokus77.wordpress.com/tag/buchhandel/), was ich sehr schade finde. Vor den eBooks war ich Stammkunde in mehreren Bibliotheken, heute kaufe ich lieber gebraucht bei Booklooker, wenn es kein eBook gibt. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass es die Bücher, die ich lesen mag, in der Bibliothek auch nicht gibt. Kein einziger Perutz im Katalog meiner Biblio. Und das Angebot an eBooks in der Onleihe reizt mich auch kaum.
Das teuerste Buch, dass ich habe, ist Gustav Meyrink. Ein Leben im Banne der Magie von Hartmut Binder. Ich habe 60,00 € dafür bezahlt und es ist jeden Cent wert. Für einen Roman geben ich auch mal 20 € aus, wenn ich ihn unbedingt sofortgleich haben muss. Aber da ich gerne aus der Backlist lese und gebraucht kaufe, sind es im Schnitt etwa 5 €. Die Klassiker kosten als eBook erfreulicherweise gar nichts.

Verleihst du Bücher? Wenn ja an wen und welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Prinzipiell verleihe ich schon, passiert aber sehr selten, das Menschen Bücher leihen wollen, wenn überhaupt gehen sie nur an die Familie. Ich kann mich nur an einmal erinnern, wo ich ein verliehenes Buch nicht zurückbekommen habe, ist aber bestimmt öfter passiert. Gemeinfreie eBooks kann man einfach kopieren, das ist sehr praktisch.

Wie viele Bücher hast du im Schnitt auf deinem Stapel ungelesener Bücher? (Alternativ: wie viele Regale ungelesener Bücher hast du?)

Gemeinfreie Klassiker werden regelrecht gehamstert, das mögen inzwischen hunderte sein. Die sollten allen feinsäuberlich sortiert auf eine externen Festplatte liegen. Tatsächlich dümpeln sie überall auf dem Rechner rum, bis ich mich mal wieder aufraffe, sie wegzusortieren.

Wo bei dir Zuhause hast du überall Bücher? Wie sortierst du deine Bücher im Regal?
Außer im Bad stehen hier überall Bücher. Die Sachbücher sind nach Thema sortiert, die Belletristik nach Genre und Autor.

Wenn du mit dem Lesen pausierst, liest du dann das Kapitel immer zu Ende oder hörst du auch mal mittendrin auf? Was nutzt du als Lesezeichen? Oder knickst du die Seiten ein?

Kapitel zu Ende lesen ist ein ziemlicher Luxus. Ich höre dann auf zu lesen, wenn ich muss, vorher nicht. Das ist dann meistens mitten im Kapitel. Wenn möglich, lese ich den Absatz zu Ende, geht aber auch nicht immer.
Seiten umknicken? Nein, mache ich nie! Rücken brechen schon, wenn man sonst die Zeilenanfänge nicht lesen kann (erstaunlich, wie oft man das muss). Lesebändchen in gebundenen Ausgaben schätze ich sehr, haben aber auch leider auch nicht alle. Ansonsten wird zum Lesezeichen, was gerade in Reichweite ist, irgend ein Papierschnipsel oder zur Not auch mal ein Bleistift oder Feuerzeug. Schöne Lesezeichen sind an mich verschwendet. Die gehen immer verloren.

Worauf achtest du beim Kauf eines Buchs? Was für Kriterien muss ein Buch erfüllen, damit du es dir kaufst? Spielt der Verlag eine Rolle?

Wirkliche Kriterien habe ich eigentlich nicht, außer dass es mich interessieren muss, was hinreichend wage ist. Es ist eher die Art, wie ich auf Bücher aufmerksam werde. Bücher aus den Genres Fantasy oder Krimi haben ziemlich gute Chancen, dass ich auf sie aufmerksam werde. Als ich noch Stammgast in Bibliotheken war, habe ich diese beiden Genres systematisch abgegrast. Dabei ist es vor allem das Cover, das mich einlud, einen Blick in den Klappentext zu werfen. Ich hatte damals eine Vorliebe für Bücher von Klett-Cotta Hobbit-Presse, weil das oft die interessanteren Fantasy Bücher waren. Sonst ist mir bisher noch kein Verlag besonders aufgefallen. Eine Zeit lang habe ich jede Bearbeitung der Arthus-Legende gelesen, die ich in die Finger kriegen konnte (könnte ich auch mal drüber schreiben). Moderne Vampire meide ich weiträumig, außer die von Anne Rice.
Vor etlichen Jahren ist mein Mann mit dem Zug zur Arbeit gefahren und hat immer die Bahnhofsbuchhandlung geplündert. Damals hatten wir dann immer druckfrisch den neuesten Terry Pratchett und so sind wir auch auf Das Lied von Eis und Feuer aufmerksam geworden, lange bevor es die Game of Thrones Fernsehserie gab und als John Snow noch nicht Schnee hieß – schauder. (Das wird die Tage mal ein Beitrag.)
Kurz, irgendetwas muss mich ansprechen, der Titel, das Cover, der Autor, und wenn dann der Klappentext oder die erste Seite gut klingt, wird es gekauft. Dann gibt es natürlich Empfehlungen von Freuden und aus Blogs. Bei den gemeinfreien Büchern reicht ziemlich wenig, damit ich sie mir auf die Festplatte hole, da ist dann auch die Abbruchrate ziemlich hoch.

Wirfst du Bücher in den Müll?

Nicht oft und nicht gerne. Als ich alle Bücher eines verstorbenen Freundes übernommen hatte, gab es da auch zwei oder drei aus dem braunen Lager (die der verstorbene Freund gelesen hat, weil er wissen wollte, wie die Leute ticken). Die habe ich in die Tonne geschmissen. Ansonsten verkaufe oder verschenke ich Bücher, die ich nicht behalten möchte. Wir haben mal eine ganze Kiste der Bibliothek geschenkt. Ein paar Jahre später hat mein Mann mich herzlich ausgelacht, weil ich einen Teil davon aus der Krabbelkiste zurückgekauft hatte. Furchtbar schlechtes Gedächtnis.

Wie belesen ist dein Bekannten- und Freundeskreis? Kennst du Menschen, die kein Buch besitzen?

Ziemlich wahrscheinlich kenne ich buchlose Menschen, aber in der Regel nicht so gut, dass ich es wüsste. Ich weiß eigentlich nur von meinem Schwiegervater, dass er gar nicht liest. Mein Mann ist sehr belesen und wir geben uns gegenseitig Buchtipps. Es hat unbewusst bei der Auswahl meines Gatten eine große Rolle gespielt, dass wir über Bücher reden können, davon bin ich überzeugt. Wir haben zu 70% den gleichen Buchgeschmack. Alles, was ich an SciFi gelesen habe, kommt von ihm, und ich versorge ihn mit Häkelkrimis, aber nicht mit allen. (Hillerman, Agitada Sugaware, Yaschim. Master Li hat er angeschleppt.) Mit meiner Schwester ist die Schnittmenge lange nicht so groß.

Bittet man dich im Freundes- und Bekanntenkreis um Buchtipps?

Meine Freunde komme erst gar nicht dazu, mich nach Buchtipps zu fragen, weil ich von interessanten Büchern gleich erzähle.

Was für eine Rolle spielen Bücher in deinem Berufsleben?

Leider keine große. Ich lese zwar für den Beruf auch ziemlich viel, aber hauptsächlich im Netz.

Brichst du Bücher ab, wenn dir der Inhalt nicht zusagt?

Unbedingt! Die Lebenslesezeit ist begrenzt. Man sollte sie nicht mit schlechten oder uninteressanten Büchern verschwenden.

Liest du Bücher mehrmals? Wenn ja welche und warum? Wenn deine Bücher plötzlich alle verloren gehen (z.B. Feuer, Hochwasser, böse Fee, …), welche drei Bücher würdest du dir sofort neu bestellen?

Bekennender Mehrmalsleser! Den Herrn der Ringe habe ich bestimmt zehn mal gelesen. Ich habe es sehr bedauert, ihn nicht mehr lesen zu können, nachdem ich die Verfilmung gesehen hatte. Die Filmbilder, so schön sie zum Teil waren, hatten meine eigenen inneren Bilder überlagert. Der innere Film gehört für mich unbedingt zum Lesen dazu, ist eigentlich die Hauptsache dabei. Da haben fremde Bilder nichts zu suchen. Jetzt sind sie zum Glück so weit verblasst, dass ich meine Bilder wieder sehe. Es sind genau diese Bücher, bei denen der innere Film besonders intensiv war, die ich mit Begeisterung mehrmals lese. Im Moment habe ich große Lust, den Maler Nolten noch einmal zu lesen. Außerdem habe ich ein ziemlich schlechtes Gedächtnis für Details, sodass ich bei Krimis oft nach ein paar Wochen nicht mehr weiß, wer der Mörder war. Sehr praktisch für Mehrmalsleser. Ich kann aber nicht sagen, welche Bücher ich mir sofort neu kaufen würde. Früher oder später bestimmt der Herr der Ringe, so ziemlich alles von Tad Williams und wohl auch die meisten Häkelkrimis. Und natürlich alles von Terry Pratchett. (Also scheine ich doch Favoriten zu haben … )

Gehören ein Heißgetränk und Kekse zum Leseabend? Hörst du während dem Lesen Musik, oder muss bei dir völlige Stille herrschen?

Ich lesen bei allem, auch beim Essen und Trinken, aber ich esse und trinke nicht unbedingt beim Lesen. Da ich heutzutage meistens höre, gibt es keine Musik, und wenn ich doch mal mit den Augen lese, finde ich Musik auch eher störend.

Markierst du dir Stellen in einem Buch? Wenn ja wie?

Bei Sachtexte, die ich in Kopie habe, streiche ich hemmungslos an. Bei pdf-Dateien kann man da prima die Markier- und Kommentarfunktion nutzen. Ich hätte die Meyrink Biographie gerne als pdf. Es ist unglaublich mühsam, blätternd zu suchen.
Bei Romane wünschte ich, ich würde markieren oder Zitate herausschreiben, vor allem, seit ich das Blog schreibe. Dann wären schöne oder wichtige Stellen leichter wiederzufinden. Aber ich bin zu undiszipliniert dafür. Und es würde auch meinen inneren Film stören. Ich bewundere Leute, die Notizbücher führen, in denen sie Zitate, Ideen und Skizzen sammeln oder Listen führen. Ich habe so etwas schon ein paar Mal versucht, aber es verläuft immer im Sande.

5 Gedanken zu „Warum liest du?

        • Wenn ich für meinen Privatgebrauch umformatiere, werden hauptsächlich überflüssige Dinge entfernt. Die Verzierungen kommen mehr in den eBooks zum Einsatz, die ich bei MobileRead „herausgebe“.
          In der Fantasy gibt es ja oft Vignetten und solche Sachen, die werden auch in der Regel in die eBooks übernommen. Da wird eigentlich fast zu viel 1:1 vom pBook übernommen, was im eBook gar keinen Sinn macht, leere Seiten vor Kapitelanfängen z.B. oder Seitenränder. Es krankt gerade bei Massenware oft daran, dass sich bei den Verlagen keiner wirklich Gedanken über die Möglichkeiten des Mediums macht und immer noch erstaunliche Unkenntnis über die Technik anzutreffen ist. Mir scheint, dass man das eBook bei den Verlagen als Alternative zum Massenmarkt-Taschenbuch sieht, dass es gar nicht verdient, gut gestaltet zu sein. Dabei kann man gerade mit diesem Medium ohne großen Mehraufwand optisch schöne Bücher machen, wenn man sich nur damit auseinandersetzt und ein Quentchen Gestaltungswillen einbringt. Die Vignetten aus der Printausgabe zu übernehmen, ist da noch das wenigste.

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