Frisch geschlüpft: Ausgewählte Novellen von Guy de Maupassant

übersetzt von Georg von Ompteda, gelesen von Hokuspokus

Die Liebe und das Leben – in aller Leichtigkeit und Leidenschaft, mit ihren Abgründen und ihrer Vergänglichkeit – das sind die Hauptthemen dieser Novellen. Von der Erotik des Augenblicks über die Düsternis des Wahnsinns bis zur bitteren Erkenntnis der Endlichkeit aller Dinge spannt sich der Bogen, in dem der meisterhafte Beobachter und Erzähler Maupassant die Tiefen des menschlichen Herzens auslotet.

Maupassant hat etwa 300 Novellen geschrieben. Er gilt als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts.

Wie neulich schon berichtet, bin ich Anfang des Jahres auf ein paar ganz entzückende Novelle von Maupassant gestoßen, die ich für die Sammlung kurzer deutscher Prosa aufgenommen hatte. Aber da waren noch so viele andere wunderbare Novellen, dass ich beschloss, ein Soloprojekt daraus zu machen.

Für Euch, liebe Leser, gibt es hier eine erweitere Auswahl, die nicht nur die Novellen des frisch katalogisierten Solos sondern auch noch die ersten Aufnahmen aus der Prosa-Sammlung enthält.

Download bei Archive.org

Für diese Auswahl habe ich etwa die Hälfte der Novellen Maupassants gelesen und zunächst einfach die ausgesucht, die mir am besten gefallen haben, ohne groß darüber nachzudenken. Haben sie einen gemeinsamen Nenner? Auf den ersten Blick nicht. Und doch sind in letzter Minute noch 4 Novellen, die schon in der engeren Auswahl waren, nicht mit hinein gekommen, weil sie nicht zu passen schienen. Was ist es also, dass die hier versammelten Novellen verbindet und jene anderen ausschließt? Eine gewisse Leichtigkeit, selbst am Rande des Abgrunds, selbst oder gerade im Angesicht des Scheiterns oder des Todes.

Viele der Novellen sind durchaus erotisch, was mir großen Spaß gemacht hat. Manchmal kamen mir Bedenken – sollte ich als Frau diese Geschichten vorlesen, in denen Frauen oft als Objekte männlicher Lust mit wenig eigenem Verstand dargestellt werden? Das Frauenbild, das Maupassant hier zeichnet, ist das eines Lebemannes im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Und doch bleibt Maupassant nicht im Geist oder Ungeist seiner Zeit stecken. Oft haben seine Frauen ihren eigenen Kopf, ihren eigenen Witz und auch ihre eigenen Lust, in einer Zeit, in der das nicht nur ein Tabu sondern vielfach auch einfach undenkbar war. Und wenn man sich so umschaut, heute sind wir nur stellenweise wirklich weiter. Es ist gut, sich heute an diesem Frauenbild zu stoßen und die wunde Stelle vielleicht auch mit in den Alltag zu nehmen.

Meine erste Begegnung mit Maupassant war zu Schulzeiten in Gestalt der Novelle „Der Schmuck“. Ich fand sie schrecklich. Für einen pubertierende Teeny scheint ja alles möglich, die ganze Welt steht einem offen in diesem Alter. Die ausweglose Tragik, die Sinnlosigkeit und Dummheit in dieser Geschichte hat mir gar nicht geschmeckt, hat mich zutiefst erschreckt, hat mich aber doch nicht dazu gebracht, über mein Weltbild nachzudenken. Ist auch eigentlich ganz gut, dass Literatur diese Macht nicht hat – einem Jugendlichen die Möglichkeit des vollständigen Scheiterns vor Augen zu führen. Ein großer Teil der Macht der Jugend beruht ja gerade auf ihrem Glauben an die eigene Unsterblichkeit. Das ist nun eine Weile her und das Leben hat inzwischen schon dafür gesorgt, dass ich mich weder für unsterblich noch unfehlbar halte. Der Schmuck gehört aber immer noch nicht zu meinen Lieblingsnovellen.

Noch stehen vier Novellen auf der Liste, die ich in nächster Zeit für die Prosa-Sammlung aufnehmen werde und einige Bände mit Novellen habe ich noch gar nicht gelesen. Kann gut sein, dass es irgendwann eine zweite Auswahl gibt. Auf jeden Fall will ich in den nächsten Wochen die Geschichten zusammenstellen, die andere Vorleser schon für LibriVox aufgenommen haben. Stay tuned …

Meine persönlichen Favoriten in dieser Auswahl sind Menuet, An Bettes Rand und Das Bett. Es würde mich sehr interessieren, welche Geschichten Euch am besten gefallen, in dieser Auswahl oder auch sonst in Maupassants Werk.

Für Leute, die lieber selbst lesen, bei MobileRead gibt es die Gesammelten Werke auch als eBook. Vielen Dank an brucewelch!

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